Ich verrate dir gleich im ersten Satz, wie dieser Beitrag endet: Ich liebe meine Selbstständigkeit! Ich bereue keinen einzigen Tag die Entscheidung, mich selbstständig zu machen und du liest am Ende dieses Beitrags auch, warum.
Manchmal jedoch, da bin ich etwas genervt.
“Ab wann bin ich denn jetzt erfolgreich?”, “Wann habe ich 1.000 Follower auf Instagram?” oder “Wann verkaufe ich denn endlich mehr Coaching-Pakete?”. Du wirst es nicht glauben, aber das sind echte Fragen, die mir Interessenten und Kund*innen manchmal stellen.
Warum mich das aufregt? Weil es die falschen Fragen sind! Weil diese Fragen aus der falschen Intention heraus gestellt werden. Weil es nun mal nicht den Erfolg über Nacht gibt.
Marlis, das ist der erste Blog-Beitrag auf deiner neuen Website. Willst du wirklich damit starten, dass du darüber schreibst, was dich nervt?
Ich hatte mir schon lange die Domain marlisschorcht.de reserviert. Bisher habe ich sie nicht genutzt, weil ich immer der Meinung war, ich könne meine vielen Leidenschaften und Interessen nicht auf eine einzige Zielgruppe herunterbrechen.
Ich habe konzipiert, gecoacht, umgesetzt, reflektiert, hinterfragt und angepasst. Seit März 2019 ist es nun soweit. Ich fülle diese Website mit Leben.
Und ja, ich starte mit einem Blog-Beitrag darüber, was mich an meinem Job nervt.
Ich möchte dir in diesem Beitrag aufzeigen, was mich an meiner Selbstständigkeit manchmal aufregt. Und warum ich sie dennoch liebe!
Neugierig? Dann lass uns loslegen!
Wenn Kund*innen die Verantwortung abgeben wollen
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Kund*innen holen sich meistens dann externe Unterstützung, wenn sie ein Problem haben, welches sie alleine nicht lösen können. Klingt logisch, oder? Ich versuche dabei immer direkt von Anfang an herauszufiltern: Wird ein Freelancer gesucht, der vorgegebene Dinge umsetzt? Wird ein Mentor gesucht, der berät und die nächsten Schritte aufzeigt? Wird ein Coach gesucht, der Impulse gibt und hilft, die nächsten Entscheidungen aus eigener Kraft zu treffen?
Alle drei Anbieter haben nämlich unterschiedliche Konsequenzen auf die Zusammenarbeit mit dem Kunden oder der Kundin.
Ich selbst habe beschlossen, nicht länger als Freelancerin tätig zu sein. Mir ist viel wichtiger, meine Kund*innen zu befähigen, aus der eigenen Stärke heraus erfolgreich zu werden.
Nun gibt es aber diese Kund*innen, die davon ausgehen, dass sie keine Verantwortung mehr übernehmen müssen, sobald sie externe Unterstützung haben.
Typische Sätze im Gespräch sind dann meistens: “Na, wie würdest du das denn entscheiden?”, “Ja, kannst du das nicht einfach so umsetzen, wie du das für richtig hältst?”, “Keine Ahnung, was ich will, aber mach doch einfach mal was.”
So funktioniert das aber nicht! Du musst wissen, was du willst. Du musst wissen, wie du dein Unternehmen führen möchtest. Du musst wissen, warum du bestimmte Lösungen umsetzen möchtest und andere nicht. Ich kann das nicht für dich entscheiden. Ich kann dir die richtigen Fragen stellen, Empfehlungen aus eigenen Erfahrungen und Best Practices geben oder mögliche Szenarien aufzeigen. Aber entscheiden musst du das selbst.
Du kannst die Verantwortung für dein Unternehmen nicht in die Hände eines Außenstehenden legen.
Die häufige, natürliche Folge eines solchen Verhaltens ist nämlich, dass der Kunde nichts macht. Wenn er keine Verantwortung übernimmt, dann handelt er auch selten. Und weißt du, was dann passiert? Er gibt mir die Schuld, wenn etwas nicht funktioniert. Weil er nicht versteht, dass Dinge nicht funktionieren werden, wenn nicht von innen heraus, also vom Unternehmer bzw. der Unternehmerin selbst, Änderungen erwünscht und aktiv angegangen werden.
Das ist schade und unnütz. Dennoch habe ich aus diesen Kund*innen gelernt. Ich habe bestimmte Eigenschaften dieser Personen als Ausschlusskriterium in meiner Lieblingskunden-Beschreibung berücksichtigt. Und bin so meiner neuen Positionierung näher gekommen! Daher will ich diesen Kund*innen auch ein kleines bisschen “Danke” sagen.
Wie Kund*innen dem Erfolg über Nacht nachrennen
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Wenn ich so durch meine Facebook-Chronik scrolle, dann sehe ich fast nur noch Anzeigen von vermeintlichen Coaches und Berater*innen, die mit 6-stelligen Jahresumsätzen in kürzester Zeit werben. Und ich kenne leider Einige, die sich genau davon blenden lassen. Ich meine: 6-stellige Jahresumsätze sind zweifelsfrei möglich. ABER: Sie generieren sich nicht von alleine.
Du bekommst nicht automatisch 1.000 Follower*innen, wenn du dir einen Instagram-Account einrichtest und dann nichts weiter machst. Du erhältst nicht 500 Website-Besucher*innen pro Tag, wenn du einfach nur eine Website hast und nichts weiter machst. Du wirst dein 3.000 Euro Coaching-Paket oder Produkt nicht verkaufen, wenn du es einfach nur irgendwo bewirbst und nichts weiter dafür machst.
Von nichts kommt nichts.
Ich hatte Personen in meinen kostenfreien Strategiegesprächen, die ziemlich erschrocken waren, als ich ihnen aufzeigte, wie aufwendig es ist, sichtbar zu werden. Und dass du es wirklich WOLLEN musst, damit es dir leicht fällt. Dass du eine Strategie benötigst und Ausdauer.
Du wirst nicht von alleine sichtbar.
Deine Lieblingskund*innen surfen nicht jeden Tag durchs Netz und suchen genau dich und deine Produkte. Du musst dich sichtbar machen.
Die Online-Welt ist keine Einbahnstraße. Es ist ganz wichtig, das zu erkennen. Du musst dich zeigen, interagieren, zuhören, antworten, helfen und dir eine Community aufbauen.
Denn nur dadurch kannst du Vertrauen aufbauen und Sympathie gewinnen.
Das ist zeitaufwendig. Der Erfolg kommt nicht über Nacht.
Warum sollte das online auch anders sein als in der Offline-Welt?
Wenn du also ein Online-Business aufbauen möchtest, dann suche dir unbedingt ein Geschäftsmodell, welches zu deinen zeitlichen Ressourcen passt und setze dir realistische Umsatzziele.
Wie die Angst vor einer offenen Gesellschaft Selbstständige ausbremst
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Ich mag das Internet. Ich finde die Möglichkeiten, die sich dadurch für uns als Gesellschaft und für jede einzelne Person eröffnen, ganz wundervoll!
Ich meine, wir erreichen mit einem Post auf Social Media die ganze Welt. Wir müssen lediglich Instagram öffnen, die Kamera aktivieren und schon können wir live mit all unseren Fans und Followern sprechen. Ganz egal, wo wir oder sie sich gerade befinden. Menschen auf der ganzen Welt können unsere Website finden und wir können ihnen helfen.
Und genau so können auch wir Informationen finden, immer und überall.
Wir können uns zeigen mit unseren Träumen und Sorgen, aber auch mit unserer Expertise und Leistungen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass das noch nie so einfach war, wie heute.
Bei all den Ängsten zum Thema “Künstliche Intelligenz”, stelle ich doch immer wieder fest, dass hauptsächlich Menschen mit Menschen kommunizieren. Mittlerweile unterscheiden wir auch nicht mehr zwischen B2B und B2C. Wir reden von H2H, Human-to-Human.
Ich glaube, dass sich unsere Unternehmenswelt noch sehr stark ändern wird. Gerade weil es so leicht möglich ist, sich mit seinen Stärken und seiner Expertise zu zeigen, können wir damit vielen Menschen helfen, die ansonsten auf Leistungen durch größere Unternehmen angewiesen wären.
Zum Glück gibt es mittlerweile auch in Deutschland eine Startup-Szene mit wirklich tollen Innovationen. Die etablierten Unternehmen und Konzerne müssen umdenken, um weiterhin “mitspielen” zu können.
Aber anstatt dieses wundervolle Potential des Internets zu nutzen und mehr Menschen darin zu unterstützen, ihr eigenes Business aufzubauen und ihre Stärken leben und nutzen zu können, um anderen zu helfen, passiert in Deutschland folgendes:
- Wir haben Angst vor dem Internet.
- Wir führen die DSGVO ein.
- Wir hängen bei 5G hinterher.
- Wir machen es schwer, Daten zu nutzen und Inhalte zu kuratieren.
Anstatt die Kraft des Helfens, des Gebens, des Community-Gedanken zu leben und fördern, scheint es, als würde sich Deutschland wohler damit fühlen, sich einzuigeln und sich von der freien Welt des Internets abzuschotten.
Ja, ich schreibe ganz verallgemeinernd “Deutschland”. Ich meine damit diesen Mix aus Lobbyisten, Regierung, nicht online-affinen Unternehmer*innen und Angstmachern, die Veränderungen pauschal erst einmal verteufeln und vielleicht auch Angst haben, selbst nicht Schritt halten zu können.
Das ärgert mich! Ich bin davon überzeugt, dass eine ortsunabhängige online-basierte oder -unterstützte Selbstständigkeit, das Leben von Familien vereinfacht, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglicht und damit glücklicher macht.
Und wer glücklicher ist, denkt meiner Meinung nach optimistisch, hat Lust auf die Zukunft und wird sich dafür einsetzen, dass die Welt auch morgen noch belebbar ist.
Wie Bürokratie die Selbstständigkeit erschwert
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Manchmal frage ich mich, ob Selbstständige in Deutschland überhaupt erwünscht sind. Mal abgesehen davon, dass schon in der Schule immer nur davon gesprochen wird, wie man sich später Jobs sucht und wie man ein*e gute*r Mitarbeiter*in wird.
Wenn man sich dann dafür entschieden hat, sich selbstständig zu machen, hat man häufig das Gefühl, dass Selbstständige gar nicht wirklich erwünscht sind.
Es ist alles so bürokratisch. Ein Formular hier, ein Formular dort. Umsatzsteuervoranmeldungen bitte monatlich. Du sollst dich privat rentenversichern und wenn du Pech hast, bist du pflichtrentenversichert und zahlst doppelt. Krankenkassenbeiträge zahlst du bitte zu 100%. Und falls du Mieteinnahmen erzielst, dann wird das bei der Berechnung der Krankenkassenbeiträge mit berücksichtigt. Bei Angestellten ist das übrigens nicht der Fall.
Warum ist das so?
Es gibt wenig gute Förderprogramme für Gründer*innen. Investoren? Naja, wenn du mal etwas über Business Angels in den USA gehört hast, dann wirst du für die Investoren-Mentalität hier in Deutschland nur ein verzweifeltes Seufzen übrig haben.
Du möchtest den Existenzgründerzuschuss der Arbeitsagentur beantragen? Dann musst du mindestens einen Tag offiziell arbeitslos sein, aber darfst auch noch nicht zu lange arbeitslos sein. Einen Businessplan brauchst du, aber am besten natürlich für Business-Ideen, die man irgendwie kennt.
Online-Business, neue Medien, neue Business-Bezeichnungen? Da musst du schon Glück haben, dass dein Vermittler bzw. die Stelle, die deinen Businessplan freigibt, sich damit etwas auskennt.
Du hast dich dann doch selbstständig gemacht? Dann wird es nicht einfacher. Es gibt beispielsweise fast keine Bank, die Selbstständigen Kredite vergibt.
Das ist ein Thema, welches ich wirklich nicht verstehe. Was ist schlecht daran, die Gesellschaft mit neuen Businessideen und Selbstständigen in die Zukunft zu führen?
Warum werden die Hürden so hoch gelegt?
Wie die Gesellschaft über arbeitende Mütter denkt
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Ich bin Mutter von 3-4 Kindern (je nach Wochentag) und selbstständig. In meinem Fall sorge ich für den Lebensunterhalt unserer Familie. Mein Mann beginnt gerade sein Master-Studium. Wir kümmern uns gemeinsam um unsere Kinder. Wenn ich das irgendwo erzähle, glauben mir das viele erst einmal nicht. Verrückt.
Und es ist unglaublich, dass es im Jahr 2019 immer noch nicht normal ist, als Mutter arbeiten zu gehen und dann vielleicht sogar selbstständig zu sein.
Arbeit gilt nach wie vor als oberstes Dogma unserer Kultur, habe ich das Gefühl. Wenn du jemanden fragst, was er so macht, wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit mit seiner Jobbezeichnung antworten.
Frauen können es da irgendwie nach wie vor wenigen Recht machen. Bleiben sie zu Hause, ist es falsch, arbeiten sie voll, ist es auch falsch.
Dabei war der Weg in die Selbstständigkeit für mich der einzig sinnvolle Weg, um glücklich zu sein und selbstbestimmt die Zeit mit meinen Kindern zu genießen.
Die Kinder werden mal krank, die Schulen haben schulfreie Tage, auch der Kindergarten hat Schließtage. Urlaub ist nur in den Schulferien möglich. Und der Schulhort ist auch nicht die gesamten Ferien geöffnet.
Das alles abzudecken und dennoch Urlaubstage für eigenen Urlaub übrig zu haben, war schon echt eine Herausforderung. Als ich dann jeden kindkrank-Tag rechtfertigen und mich mit den anderen Müttern im Unternehmen um die Urlaubstage während der Schulferien “einigen” musste, wusste ich, dass sich etwas ändern muss.
Es nervt mich, wie Familien das Arbeitsleben schwer gemacht wird. Von Arbeitgebern und auch vom Bildungssystem.
Und es macht mich wütend, wenn ich sehe, dass vor allem Mütter sich oft nicht trauen, ihren eigenen Weg zu gehen. Weil sie ständig denken, sich rechtfertigen zu müssen. Weil sie an das Mantra “Das ist halt so mit Kindern. Man kann nunmal nicht alles haben.” glauben.
Was ist denn "Alles"?
Auf der Facebook-Seite der Frugalisten wurde diese Woche ein Post veröffentlicht, der hinterfragte, ob denn ein Leben als Frugalist nur ohne Kunder möglich wäre. Absurd.
Meine Antwort:
"Wir haben 4 Kinder, ich bin selbstständig, mein Mann studiert, wir leben mit dem was wir haben, investieren, bilden Rücklagen, machen Urlaub, arbeiten ortsunabhängig und unsere "frühe Rente" rückt jeden Monat etwas näher. Es sind ja am Ende immer die selben Fragen, egal ob mit oder ohne Kind: Was macht uns glücklich? Wie wollen wir unseren Alltag verbringen? Was bedeutet Glück und Konsum für uns? Was bedeutet Arbeit, Freizeit oder Urlaub für uns? Wie wollen wir unser einmaliges Leben genießen?"
Hier findest du den Post und alle anderen Antworten:
Fazit: Ich liebe meine Selbstständigkeit!
So. Das waren die Themen, die mich häufig aufregen in meiner Selbstständigkeit.
Dennoch: Die Selbstständigkeit ist in meinen Augen die beste Arbeitsform, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, um die Lebenszeit sinnvoll zu nutzen, seinen Träumen nachzugehen und mehr im SEIN statt im HABEN zu sein.
Ich liebe:
- die Vielseitigkeit, die ich in meiner Selbstständigkeit leben darf
- den Austausch mit vielen Gleichgesinnten, die genauso wie ich wissen, dass Konkurrenz nicht existiert
- die Freiheit, selbstbestimmt meinen Tag zu gestalten
- die Möglichkeit, Kund*innen genau die Lösungen anzubieten, die nur ich aufgrund meiner Erfahrungen, Kompetenzen und Leidenschaften geben kann
- die Tatsache, dass ich über Themen schreiben darf, die mich interessieren, ohne mich dafür rechtfertigen zu müssen 😉
Dich nervt auch so einiges an deiner Selbstständigkeit? Damit bist du nicht alleine. Umso wertvoller ist es, Gleichgesinnte um sich zu haben, mit denen man sich austauschen und voranbringen kann.
Denn gemeinsam schafft man mehr und findet bessere Lösungen für sich!
Sieh dir hier an, wie meine Mastermind-Gruppe GROW dir helfen könnte.
Sei sichtbar,
🍀 Marlis